zu Reviews Glückswald - Geschichten aus Tenebrae

Es gibt manche Dinge, die wundersam, schön und verzaubernd sind, welche sich jedoch hinter etwas verborgen halten, was denen, die nicht willens sind, es aus eigener Kraft zu überwinden, eine hohe Mauer bleiben wird...
Eine dieser Hürden, wenn nicht sogar die einzige, stellte für mich der stimmliche Ausdruck des Gezeitenfürsten (Rami Akkad, Hauptschaffender hinter "Glueckswald") dar, wie er, wenn auch sehr variabel, in den meisten Liedern dieses Albums zu finden ist. ...jedoch, wenn man den Schritt macht, dennoch hin zu hören, so kann letztlich dieser als Hindernis empfundene Gesang in das klanglich-akustische Stimmungsbild zurückfließen und mit ihm eine Einheit bilden, die so stimmig in sich selbst und ausdrucksstark ist, dass eine andere Gesangsform ihr nicht so einfach gerecht werden könnte. Die instrumentale Besetzung ist von Lied zu Lied variierend, wobei Streicher, Schlagzeug und Klavier durchaus oft die Basis der Lieder bilden. Technisch wurde hier das meiste künstlich erzeugt oder zumindest, anhand von Samples, künstlich zusammengefügt, was allerdings meiner Meinung nach (und ich bin normalerweise Drumcomputern u.s.w. eher abgeneigt) der Musik in ihrer Eigenheit nicht großartig an Intensität zu nehmen vermag, da zum einen diese Kompositionen auf diese Art gut umsetzbar zu sein scheinen und andererseits auch der Drumcomputer oft sehr lebendig und sowieso sehr realistisch programmiert wurde (dem Gezeitenfürsten, der selbst Schlagzeuger ist, fehlten die Räumlichkeiten u.s.w., das Schlagzeug real aufnehmen zu können)! Die Texte der CD sind bestimmt nicht leicht zu durchschauen, jedoch konnten sie mich dennoch faszinieren. Auch wenn vielleicht der zentrale Gedanke verborgen bleiben sollte, so wird einem zumindest bildhaft etwas vermittelt, was gewissermaßen über das Empfinden, mehr als über den Verstand, zu dem Inhalt der oft theaterähnlich dargebotenen Zwiegespräche oder den erzählenden Texten führt! Es kann sich, wenn man die Musik hört und dazu die Texte liest, eine nochmals neue und wiederum intensivere Dimension des Gesamtwerkes entfalten.
"Glueckswald" wird oft, zumindest auf den ersten Blick, als ein eher ironisch gemeintes Projekt empfunden. Diese Empfindung ist sicherlich auch nicht gänzlich trügerisch, jedoch sollte man sich mit diesem Eindruck wohl nicht begnügen, wenn man "Glueckswald" in seiner vollen Dimension erleben will.. ...denn, so seltsam/komisch die Musik, die Form der Darbietung wirken können, so intensiv und ernst kann man sie erleben!! Es wird Mut bewiesen, indem nicht eindeutig zwischen Ernstem und Augenzwinkern unterschieden wird, wodurch dem sinnsuchenden Hörer abverlangt wird, selbst zu verstehen, zu sehen... ..oder, positiver ausgedrückt: dem Hörer wird die Fähigkeit, selbst zu verstehen und seinen Weg durch die Musik und Texte zu finden, nicht abgesprochen!

So möchte ich abschließend jedem empfehlen, dessen Interesse ich wecken konnte, sich mindestens mal MP3s von "Glueckswald", dieser ungewöhnlichen, teils besonders fließend-dynamischen Musik, ausführlich und mehrmals anzuhören. Wer den Zugang finden wird, wird an dieser Veröffentlichung bestimmt viel Freude haben! Das Album "Geschichten aus Tenebrae" mit 11 Liedern und einer Gesamtspielzeit von 32:22 ist günstig über Tenebrae Records zu erwerben.

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www.glueckswald.de


(sj)