zu Reviews Dornenreich - Hexenwind

Viel Zeit ist nun schon seit dem vorherigen Album "Her von welken Nächten" in die Lande gezogen und wohl kaum ein Album wurde so sehr von den Freunden besonderer Musik herbeigesehnt. Nun hat das ewige Warten ein Ende gefunden: Große Erwartungen richteten sich auf dieses Projekt, welches zuerst unter dem Bandname "Hexenwind" unter dem Titel "Sharketim -der Zauberzeichen zehn" als Doppelalbum mit der Beschreibung "ursprünglicher intensiver Blackmetal" im Jahre 2002 veröffentlich werden sollte... Nun sind 3 Jahre mehr vergangen und Dornenreich haben sich zwar mit zweifelsfrei weiterhin niegekannter Intensität, aber auch in eine völlig andere Richtung als Blackmetal entwickelt. Das neue Dornenreichalbum mit dem Titel "Hexenwind" ist nicht der vorangekündigte rohe Blackmetalmeilenstein" geworden, sondern eine unendlich poetisch- melancholische Symbiose aus den akustischen Liedern der letzten beiden Alben ("Bitter ist's dem Tod zu dienen" und "Her von welken Nächten") und der gleichen Innigkeit wie sie sonst in den metallischen Stücken der Österreicher zu hören war, nur eben in einer viel ruhigeren Instrumentierung. Dies ist Grund genug dieses Album in einer völlig anderen Dimension zu bewerten und zu hören:

Wie in den akustischen Stücken von "Her von welken Nächten" findet wieder Evigas unendlich gefühlvoll gespielte Akustikgitarre Einsatz bei melancholischen Basismelodien und virtuosen solistischen Verzierungen, die ein wenig an alte andalusische Folkloreklänge erinnern. Auch die elektrische Gitarre kommt zum Einsatz allerdings im völlig neuen Gewand, nur ganz leicht angezerrt und in einem nostalgisch anmutenden, jedoch zeitlos weichen Sound, der den Stücken eine tragende Melancholie verleiht. Das sparsam aber effektiv genutzte Keyboard taucht als hohes Klavier, Vibraphon und Orgel, atmosphärisch in den Hintergrund gemischt, auf. Bewusst monoton und statisch wird das Schlagzeug gehalten, im Studio eingespielt von einem Gastmusiker, da Dornenreich seit der Trennung von Gilvan keinen Schlagzeuger mehr haben. Das Schlagzeug wirkt zwar im Vergleich zum virtuosen Spiel Gilvans etwas dürftig, erfüllt aber seinen Effekt. Im Endstück "Zu träumen wecke sich wer kann" wirken allerdings Snare und Bassdrum am Anfang zu hart für die wundervoll melancholische akustische Gitarrenbasis. Stimmlich ist "Hexenwind" ein wahres Meisterwerk. Eviga tritt innig magisch flüsternd, wie auch in Stücken wie "Mein Publikum der Augenblick" vom Vorgängeralbum in Erscheinung, so wie auch suggestiv auffordernd rufend. Schreie werden nur beim 2ten Stück im Hintergrund, dafür umso wirkungsvoller, eingesetzt. Besonders herausragend ist auch die stimmliche Entwicklung Valnes's, der seine tiefe farbige Stimme bei den herrlichen Refrainmelodien des Albums wundervoll einzusetzen weiß.

Aber jetzt zu den Liedern an sich:
Nur 5 Stücke prangen auf Hexenwind, davon sind die Lieder Nummer 2,3 und 5 lange, bis über 10-minütige innige Stücke. Nummer 1 ist ein leises und kurzes Introstück und Nummer 4 ein kürzeres Solostück für akustische Gitarren. Im Intro "Von der Quell" folgt auf Stille ein nach und nach durchdringenderes Windrauschen: Hexenwind. Leise setzen kristallene Keyboardtöne mystisch im Hintergrund ein und sanft beginnt die Stimme Evigas zu flüstern, ein Flüstern vom Sein und Werden, sich innig steigernd. Dann erklingen die E-Gitarren mit neuem Klang zum 2ten Stück "Der Hexe flammend´ Blick", ein Lied über das "Mich " und das "Dich" und die Vieldeutigkeit des Bildes von der Hexe, entsprungen aus "der letzten Fantasie". Hypnotisch und suggestiv treiben die Worte durch das Lied, Worte und Musik werden eins, die Stimmung bleibt geheimnisvoll getragen, ein E-Gitarrensolo kommentiert die wehenden Gedankenfetzen im Hexenwind. "Und wenn die Sonne sinkt, schon Nacht in Schatten schwingt..." heißt es in der geheimnisvoll romantischen Refrainmelodie des 3ten Stückes "Der Hexe nächtlich´ Ritt". Thema des Liedes: "Sei Fantasie!", Der Seinsschlüssel "Fantasie" und die Rückbesinnung auf kindliche Vorstellungskraft wird in diesem Stück musikalisch zelebriert. Musik und Worte gehen Hand in Hand und vermögen die Botschaft Dornenreichs unglaublich intensiv zu vermitteln. Wie auch sonst brilliert in diesem Stück die Kombination aus Evigas's Flüstergesang und der sanfte Gesang Valnes's. Dann kehrt Ruhe ein. Beim 4ten Lied "Aus längst verhalltem Lied" ertönen melancholische Gitarrentöne, überspielt von filigranen Solofiguren, die den Hörer in träumerische doch drückende Stille verfallen lassen. Dann beginnt leise der 5te Song "Zu träumen wecke sich, wer kann", meines Erachtens das intensivste Stück des Albums. "Hör gut zu" flüstert Eviga, im Hintergrund eine herrlich traurige akustische Gitarrenmelodie, die nahezu das ganze Stück durchzieht und mich emotional fast zu Tränen rührte. Dann ein Wechsel: Voller Leidenschaft singt uns Valnes "durch das alte Tor voran, wo alles magisch einst begann", in einer positiv innigen Melodie, dann fällt das Lied zurück in die Melancholie wie am Anfang. Trotz des etwas zu harten Schlagzeugs hat mich dieses Lied wahnsinnig berührt und bildet den glanzvollen Abschluss zu diesem absolut innig melancholischen und wunderschön anderen Dornenreichalbum.

Und selbst wer hier den "Metal" von einst vermisst, soll einmal gut zu hören, der ein oder andere Part in den Liedern, besonders die Refrains, enthalten die gleiche emotionale Intensität wie früher auch und wären durchaus auch in einer Metal-Instrumentierung vorstellbar. Aber Dornenreich haben eben bewusst neue Möglichkeiten genutzt und gerade damit etwas Unverwechselbares und Neues erschaffen. Sicherlich scheiden sich bei einer solch tiefgreifenden Weiterentwicklung die Geister. Vielleicht könnte es Fans geben die mit diesem Werk weniger anfangen können, allerdings kann ich mir viel mehr vorstellen, dass Leute, die sonst keinen Metal und kein Dornenreich mochten, gerade an diesem wundervoll ruhigen Album Gefallen finden könnten. Also, lasst euch doch auf die Reise ein in das Reich der Fantasie. Es könnte zu einem intensiven Erlebnis für euch werden, denn Dornenreich sind und waren stets mehr als Metal!

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www.dornenreich.de

Punkte: 15/15

(saf)