Jahresringe - Der Dunkelheit beraubt

Jahresringe ist ein Soloprojekt von Stefan Johannes, der ansonsten bei Licht- und Schattensaiten tätig ist. Hier werden allerdings andere Töne angeschlagen. Geboten wird roher, meditativer Black Metal der es versteht, einer packenden Geschichte nicht unähnlich, den Zuhörer auf eine ergreifende Reise zu entführen. Von seinem Erschaffer als Konzeptalbum bezeichnet, bildet das Album zu jedem Zeitpunkt eine logische Einheit mit einer ähnlichen Grundstimmung die sich durch das Album zieht und das Konzept ist wahrlich sehr stimmig und in sich geschlossen umgesetzt.
Die Instrumentierung ist Black Metal typisch: E-GItarre, Bass, Schlagzeug und rauher Gesang. Da Stefan Johannes alle Instrumente selber einspielt, aufnimmt und abmischt gibt es, gerade was Klangqualität angeht, einige störende Elemente. Doch gerade im Zeitalter von Samples, Synthesizern, Triggern und sonstiger Sterilität verdient eine solche ehrliche und leidenschaftliche Herangehensweise den größten Respekt. Der Gesamtsound fällt aber eher negativ auf, er klingt zuweilen etwas dumpf und drucklos. Besonders unästhetisch ist der Sound des Schlagzeugs, die Snare ist als solche nur mit Mühe zu identifizieren. Jedoch kann man Stefan nicht unterstellen sich keine Mühe zu geben, er hat durch die Abmischung noch einiges retten können und man kann alle Instrumente klar voneinander differenzieren. Der geneigte Black Metal Hörer wird sich von sowas sowieso nicht abschrecken lassen. Was mich allerdings stört sind einige Unsauberheiten und Timingfehler im Schlagzeug, über die ich (als schlagezuspielender Mensch) nur schwer hinwegsehen konnte. Das Eröffnungsstück "Erinnerung an Nächte" beginnt mit einer cleanen Gitarre, auf die dann nacheinander Schlagzeug, Bass und verzerrte E-gitarre einsteigen. Man könnte es, dem Titel entsprechend, als sehnsuchtsvollen und melancholischen Rückblick bezeichnen, der sich dann promt in ein rasendes, von sägenden Gitarren und Blastbeats geprägtes, Stück verwandelt. In dem darauffolgendem Song wird ähnlich verfahren, wieder wird erst ab der Mitte des Stücks das Tempo des Schlagzeugs angezogen und gegen Ende wird die Gitarre nur noch leicht im Hintergund als Effekt eingesetzt bis der Song ausklingt. Der Titelsong des Albums ist gute 9 Minuten lang. Dieser Song, der gleich mit Blastbeats beginnt, ist von Pausen, progressiven Parts und schweren Metalriffs durchkämt. Trotz der sehr unterschiedlichen Stilistiken ergänzt sich der Song zu einem ganzen und erfreut den Hörer mit vielen Spielereien auf der Gitarre, die jedoch zu jedem Zeitpunkt die Atmosphäre aufrecht erhalten können und nicht in stupide Frickeleien abgleiten. Negativ fällt mir hier das Schlagzeug auf, manche Rythmen wirken etwas zu komplex für den Song und irritieren eher als dass sie dem Song dienen.
Die weiteren Songs bauen die Vorgehensweise der anderen weiter aus: verspielte und leicht progressive Gitarrenmelodien wechseln sich mit monotonen, erzählenden Riffs ab. Das Schlagzeug wird wieder besser eingesetzt und verhilft mit einigen Pausen den Songs zum Atmen. Der Bass erhält im Album nur ab und zu Raum um wirklich hervorzustechen.
Nun wird es Zeit um auf das Textliche Konzept und vor allem den Gesang einzugehen. Wie bereits erwähnt, handelt es sich um ein Konzeptalbum, in diesem wird das Eingreifen des Menschen in die Natur geschildert.
Ursprünglich als Märchen gedacht, sind alle Texte in Prosa und dies merkt man dem Gesang an. Er ist durchgehend erzählend gehalten, wirkt weise und erhaben und man könnte ihn mit der alten Eiche(der "Hauptdarsteller" der Texte) oder eben auch mit einem Märchenerzähler (obwohl Stefan durchgehend schreit ;) ) vergleichen. Trotz des monotonen und erzählenden Charakters der Stimme, ist sie durchaus Emotionsgeladen: mal wehmütig, mal rasend vor Wut, mal von Schmerzen gezeichnet... Der Titel "Der Dunkelheit beraubt" könnte die künstlichen Lichtquellen der Menschheit beschreiben, die der Natur die Nacht zum Tage machen oder eben das Ausreißen von schattenspendenen Bäumen. Die Texte beschreiben die Entwicklung von unangetasteter Natur ("Erinnerung an Nächte") über das Auschlachten von Wäldern("Schwinden ruhiger Zeiten", "Der Dunkelheit beraubt") zu dem Wunsch nach dem "Ende der Zeit" bzw. der Menschheit ("Finstertraum im falschem Licht"), der dann letzenendes gewährt wird ("Das Ende-Zeitlosigkeit in Ewigkeit"). Zu erwähnen wäre noch, dass bei Jahresringe die Naturverbundenheit absolut ehrlich und klischeelos rüber kommt, trotz des Missbrauchs den dieser Begriff in der heutigen Metalszene erfahren muss.
Alles in Allem wird dieses Konzept stimmig umgesetzt, so dass es schwer fällt einzelnes hervorzuheben oder abzuwerten(wie eben bei einer Geschichte) und es aus dem Kontext zu reißen. Es ist ein stimmiges und schönes Werk, dass mit ganz eigenem Charisma zu einer Reise entführt, die wohl jeder für sich selbst erleben muss. Hörbeispiele, Songtexte, weitere Informationen und eine Bestellmöglichkeit gibt es unter: http://jahresringe.schwarz-metall.de.

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(fn)